Pfadranger Wüstentour 2020
Dienstag, 07 Januar 2020 14:00

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Als wir uns am 29.12. abends in den Gemeinderäumlichkeiten trafen, hatte wohl noch keiner der 10 Pfadranger eine Vorstellung, was uns die nächsten 6 Tage erwarten würde…

Sicher war nur eins: Wir würden dem Weihnachtsstress und -vollgestopfe dieses Jahr auf eine ganz besondere Weise entkommen und auch das traditionelle Silvesterfeiern würde wohl etwas anders ausfallen… ;)
Die bevorstehende Durchquerung der Negevwüste in Israel war wohl für jeden von uns eine neue und einzigartige Erfahrung.

Schon beim Zusammenstellen der persönlichen Ausrüstung war jeder herausgefordert, sich auf das Nötigste zu beschränken, nur um dann bei der vorabendlichen Besprechung letztendlich festzustellen, dass für uns eigentlich unverzichtbare Dinge, wie z.B. ein Teller, eine Gabel oder eine Wechselhose von den Leitern als unnötiges Zusatzgewicht und somit als überflüssig entlarvt wurden. Trotz dieses kompromisslosen „Packens nach Minimalprinzip“ (Schlagwort Beni) stellte sich schon hier heraus, dass jeder aufgrund der hinzukommenden 13 L Wasser pro Person mit einem Rucksackgewicht von 20-27 kg starten würde…
Da unser Flieger gegen 14 Uhr in Berlin starten würde, machten wir uns am Montagmorgen gegen 3 Uhr mit zwei vollbepackten Autos auf in Richtung der Bundeshauptstadt. Nach peniblen Sicherheitskontrollen sowohl in Deutschland als auch im Zielflughafen in Eilat, betraten wir letztendlich glücklich und erleichtert israelischen Boden. Abends angekommen, stand uns zunächst noch ein ca. 10 km langer Marsch im Dunkeln an der jordanischen Grenze entlang bis zu unserem ersten Übernachtungsplatz bevor. Als wir am nächsten Morgen von der Sonne geweckt wurden -naja die meisten zumindest ;)- machten wir uns direkt auf den Weg, um die ersten Kilometer hinter uns zu bringen.
Die nächsten drei 3 Tage durften wir Gottes Schöpfung in dieser völlig unbekannten Umgebung erleben. Anfangs hätte wohl niemand von uns erwartet, wie viele unterschiedliche Gesichter diese sonst als trostlos dargestellte Wüste entlang unserer Route annehmen würde. Wir wanderten durch ausgetrocknete Flusstäler (sogenannte Wadis), Ebenen, Canyons, über Berge und Hochebenen. Ein besonderes Highlight war die Aussicht auf einem der höchsten Berge der Umgebung, dem Mount Timna, die sich uns nach einem anstrengenden Aufstieg bot. Von dort aus konnten wir sowohl bis nach Jordanien im Osten als auch Ägypten im Westen blicken.
Völlig abgeschieden von jeglicher Zivilisation lernten wir während der Wüstendurchquerung immer wieder zu improvisieren. Ein Wanderstock wurde zum Stativ umfunktioniert, das Feuer mit einem Löffel angefechelt, ein alter Dosendeckel neu geschliffen und als Messer verwendet. Auch im scheinbar monotonen Essverhalten -welches tatsächlich Tag für Tag aus morgendlichem Porridge, Müsliriegeln und abendlichen Spaghetti mit Tomatensoße bestand- wurde kreativ improvisiert: Die Spaghetti mal mit, mal ohne Salz, das Porridge nicht nur mit Zimt und Zucker, sondern auch mal mit dem allseits bekannten Rangerteepulver geschmacklich aufgewertet ;) Eingeteilt in 2er Teams kochten wir sowohl morgens als auch abends auf dem sogenannten Hobo, einem besonders kleinen und vor allem leichten Kocher.
Gegen 7 Uhr aufgestanden, starteten wir jeden Tag mit frühstücken, packen, einer morgendlichen Andacht und Gebetszeit. So wurden wir nicht nur landschaftlich, sondern auch in den geistlichen Zeiten morgens in das Thema „Wüste“ eingeführt. Anhand von wichtigen Schlüsselszenen der Bibel mit König David, dem Prophet Elijah, Mose und dem Volk Israel oder Jesus selbst konnten wir alle noch einmal neu erleben und auch nachempfinden, was es heißt, über lange Zeit in der Wüste zu sein, selbst „Wüstenzeiten“ zu durchleben und Gott dabei immer mehr zu vertrauen. Auch Zeiten, in denen wir bewusst einmal „nichts“ taten und Gottes Gegenwart in absoluter Stille erleben durften, wurden für uns besonders wichtig.
Nachdem wir dann tagsüber die geplante Strecke mit einigen Pausen zwischendurch bewältigten, suchten wir uns Abend für Abend einen neuen Platz, an dem wir sowohl kochen, als später dann auch die Nacht verbringen konnten. Weit weg von Straßen oder Städten bot sich uns nachts ein neues Bild von Gottes Schönheit: Ein mit Sternen übersäter Nachthimmel machte für uns auch den Abend und die Nacht zu etwas ganz Besonderem!
Nach 4 Tagen Wüste sind wir dann schließlich donnerstagnachmittags an der geplanten Bushaltestelle nahe der ägyptischen grenze angekommen und durften ein weiteres Wunder Gottes erleben: Der öffentliche Bus kam tatsächlich (sogar pünktlich!) und hatte auch noch Platz für 14 (eventuell leicht stinkende ;)) Rangers mitsamt Wanderrucksäcken…
In der Stadt Eilat, welche direkt am Roten Meer liegt, angekommen, wurden noch einmal Spaghetti als Abendessen eingekauft und die Nacht dann schließlich etwas abseits der Stadt verbracht. Ein vermutlich lang ersehnter „Programmpunkt“ der tour war dann das Baden im Roten Meer und vor allem die Dusche am folgenden Tag, bevor wir uns dann gegen 15 Uhr auf den Weg zum Flughafen machten.
Da wir jedoch erst gegen 22 Uhr in Berlin ankamen, bot uns ein Berliner Pastor, der selbst zurzeit dabei ist, Rangerarbeit in der Bundeshauptstadt zu gründen, an, die letzte Nacht bei ihm zu Hause zu schlafen. Ausgeruht und mit einem leckeren Frühstück gestärkt machten wir uns letztendlich am 04.01. gegen 9.30 Uhr auf den Weg nach Hause.
Während der gesamten Tour durften wir Gottes Führung, seinen Schutz und Bewahrung besonders erleben. Der einzigartige Einblick in das gelobte Land Gottes wird uns allen wohl noch lange im Gedächtnis bleiben!

Abby

Gelesen 1130 mal Letzte Änderung am Dienstag, 07 Januar 2020 14:14