Pfadranger Schwedentour 2024
Dienstag, 10 September 2024 21:29

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Der Hornruf tönt über das schmale Land, über karge Felsen, wogende Gräser und vorsichtig aufblühende Seerosen.

Sanfte Wellen schwappen gegen die Ufer unserer einsamen Insel. Doch zum Signalton des Horns klettern auf einmal 36 Pfadranger aus ihrem Schlaflager, beginnen Holz zu hacken, das sie im Wald gefunden haben, zersägen umgestürzte Baumstämme, machen in riesigen Hordentöpfen Porridge, waschen mit Seewasser aus Kanistern ihre Haare oder rühren in aufbereitetem Seewasser zitronigen Rangertee an – und die Leiter beten mit einer Tasse guten Kaffees in der Hand. Während sich all dies auf unserer einsamen Insel ereignet, fragt sich irgendwo ein einsamer Elch, wer diese lärmenden Kreaturen sind, die ihn von seiner Insel vertrieben haben! Und die Fische versuchen alles, um den Paddelschlägen und kenternden Kanus möglichst schnell zu entkommen. So oder so ähnlich könnte man unsere zwei Wochen in Schweden zusammenfassen. Oder zumindest einen kleinen Bruchteil all dessen, was wir dort mit 30 Pfadrangern und 6 Leitern auf dem Båvensee erlebt haben. Ende Juli ging es mit 5 Autos, 16 Kanus auf Anhängern und einem Proviantanhänger am frühen Morgen los. Als wir schließlich nach zwei langen Tagen Fahrt und eine Nacht auf der Fähre später am Båvensee ankommen, erwartet uns ein neues Abenteuer: Schwedens Natur vom Wasser aus zu erkunden. Vollkommen übermüdet, gespannt und auch etwas nervös, was wir hier erleben werden, werden eilig Gepäckstücke in Packsäcke umgepackt, Kanus ins Wasser gelassen, Paddel und Rettungswesten verteilt - und dann geht es los! Eine Woche lang paddeln wir über den ausgedehnten Süßwassersee in der Nähe von Stockholm, transportieren all unseren Proviant, unsere Wasserkanister, Spaten, Angeln, Kohten und Tarps im Kanu und schlagen jeden Abend auf einer neuen Insel unser Camp auf. Zum scheinbar ewig dauernden Sonnenuntergang der schwedischen Sonne sitzen wir am Lagerfeuer, singen zu Gottes Ehre, angeln, schwimmen um die Insel, genießen das Abendlicht von einem Kanu auf dem See aus und kriechen am Abend erschöpft in unseren Schlafsack. Und viel zu früh und doch lange nach dem Sonnenaufgang um vier Uhr morgens werden wir am nächsten Morgen erneut vom Hornruf geweckt. Nach einem leckeren Frühstück gibt es eine Andacht, wir erzählen uns, was wir mit Gott erlebt haben, und verbringen dann jeder für sich Zeit mit Gott, ehe wir das Lager abbrechen und aufbrechen zu neuen Ufern. Nach einer Woche kehren wir zurück zur ersten Insel, die wir angesteuert haben, und schlagen hier unser Camp auf. Die Zeit unter freiem Himmel und Tarps unter von Bibern gefällten Bäumen ist vorbei und los geht die Zeit der Kohten und Hängematten-Lager. Ein Donnerbalken/Wochenloch wird gegraben, unsere Feuerstelle eingeweiht und die schönsten Plätze für die einstündige Stille Zeit am Morgen erforscht. Endlich haben wir mehr Zeit. Zeit zum Rettungsmanöver üben und Schiffe versenken, zum Fußball spielen, einen Kochwettbewerb ausrichten, Kartenspielen, Angeln, von Felsen springen, Schwimmen, Seeschlachten austragen, Natur erkunden, Kuchen backen, ... Wir könnten noch so viel mehr erzählen. Haben so viel mehr noch erlebt. Vor allem aber haben wir den Gott erlebt, der für jedes Abenteuer zu haben ist. Der Schöpfer der Natur, die uns dort von allen Seiten umgeben hat, und der Autor der besten Geschichten, die wir leben. Und als wir schließlich am letzten Morgen auf unserer Insel zusammensitzen, können wir nur staunen über all das, was unser himmlischer Herr in diesen zwei Wochen getan hat. Von Anfang an erleben wir ein Wunder nach dem nächsten, paddeln über den See bei schönstem Wetter, egal wie viel Regen angekündigt war. Ab dem ersten Tag unserer Tour werden Kranke geheilt und Schmerzen genommen. Wir spüren Gott unendlich mächtig und unfassbar liebevoll, werden von ihm freigesetzt, von ihm geleitet und inmitten der Ruhe hören wir Wort für Wort seine Stimme. Und dann, nach zwei Wochen Wildnis, brechen wir ein letztes Mal unser Lager ab und paddeln zu unseren Autos. Zurück bleiben die Abdrücke unserer Zelte im feuchten Gras, das Plätschern der Wellen und das Pfeifen des Windes. Zurück bleibt dort in Schweden ein zufriedener Elch, dem endlich wieder seine Insel gehört. Und wir. Zurück in Deutschland. Wir, die wieder in unserem ganz normalen Leben ankommen, wieder Schuhe tragen und die Haare bürsten müssen. Zurück bleibt die Erinnerung an zwei unfassbare Wochen. Und zugleich so viel mehr. Das Wissen, dass wir verändert sind. Dass wir unserem heiligen Gott inmitten von Lärm und Lachen, von Stille und Warten begegnet sind. Zurück bleibt das Echo seiner lebendigen Worte in uns. Ein Echo, das nun durch Tübingen klingt.

Amy Ritter

Gelesen 48 mal Letzte Änderung am Dienstag, 10 September 2024 21:34
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